[By Admin on January 20, 2014]
Eine Rückkopplung, auch Feedback genannt, zählt zu den nervigsten Dingen, die ein Publikum in einer Live-Umgebung ertragen muss.
Doch was kann ich aktiv tun um Feedbacks auf der Bühne zu vermeiden oder in Grenzen zu halten?
Was ist Rückkopplung?
Einige kennen das Phänomen sicher von Ihrer eigenen Party-Anlage im Keller oder im Vereinsheim. Jemand möchte unter Zuhilfenahme eines Mikrofones eine Durchsage machen. Ist das Mikrofon zu laut (empfindlich), bzw. die Verstärkung zu groß, schaukelt sich der Ton auf und es fängt an zu Pfeifen.
Bei einem Feedback [akustischer Kurzschluss] wird das durch den Lautsprecher wiedergegebene Signal vom Mikrofon aufgenommen, verstärkt und wieder an derselben Lautsprecherbox ausgegeben. Die Kombination aus Mikrofon – Verstärker – Lautsprecher beginnt zu „schwingen“ [Schwingkreis]. Der hierbei entstehende Ton wird stetig lauter, bis der Verstärker oder der Lautsprecher an seine Übertragungsgrenzen stößt.
Durch den sehr hohen entstehenden Schallpegel laufen wir Gefahr einer dauerhaften Schädigung unserer Ohren. Des Weiteren kann die Rückkopplung auch Lautsprecher zerstören.
Darum sollten wir alles Vermeiden, was Rückkopplungsschleifen entstehen lässt!
Eine weit verbreitete Möglichkeit bietet das sog. „Close Miking“:
Das zu besprechende Mikrofon wird hierzu möglichst nah vor dem Mund platziert.
Die Platzierung vor dem Bauch ist, auch wenn man dies sehr oft sieht, völlig falsch!
Schließlich möchte man kein Bauchgrummeln, sondern die Stimme übertragen.
Wenn das Mikrofon so nah wie möglich an die zu übertragende Schallquelle herangeführt wird, ist der aufgenommene Pegel des Schallereignisses schon so hoch, dass man mit dem Mikrofon-Vorverstärker nur noch geringfügig Verstärken muss um ein gutes Nutzsignal aus den Lautsprechern zu erhalten. Das Mikrofon ist „unempfindlicher“. –Die Chance, dass das der Ton, der aus den Lautsprechern kommt, vom Mikrofon abermals aufgenommen und verstärkt wird, ist so wesentlich geringer.
Eine weitere Möglichkeit besteht im „richtigen“ Aufstellen der PA [Public Adress].
- Dies sind die Lautsprecherboxen, die zur Beschallung des Publikums bestimmt sind.
Nicht jeder Motor funktioniert gleichgut in jedem Auto!
„Ein Lautsprecher ist genau genommen ein elektrischer Antrieb (Motor).“
Der unterschied zum Automotor liegt darin, dass wir mit einem Lautsprecher kein Auto vorwärts bewegen, sondern Luft zum Schwingen anregen wollen.
Da es unterschiedlich große Räume gibt, in denen der Schall möglichst gut übertragen und verteilt werden soll, gibt es verschiedene Lautsprecher-Systeme, mit denen man dies mehr oder weniger gut bewerkstelligen kann.
Zu den bewährtesten Systemen zählen diese Punkt- und Linien-Schallquellen:
Einfacher, direktabstrahlender Lautsprecher
Linien-Strahler / Line-Array
Horn-Lautsprecher
Diese Systeme unterscheiden sich in den Abstrahlwinkeln, der Reichweite, der Übertragungsfrequenzen und sogar in der Empfindlichkeit gegenüber aufkommendem Wind!
Um richtig beurteilen zu können, welches System für welche Umgebung das Beste ist, ist umfangreiches Wissen zur Schallausbreitung der einzelnen Systeme notwendig.
Auf diese Weise ist es möglich, Rückkopplungsgefährliche Frequenzen von der Bühne und damit von den Mikrofonen fern zu halten.
Sollten Sie auf Ihrer Bühne Monitor-Lautsprecher [Monitor / Wedge] einsetzen wollen, so gibt es auch hier Regeln und Kniffe, wie Sie diese Monitore in den Griff bekommen.
Unterschiedliche Bühnenmonitore haben, wie auch die PA, unterschiedliche Schall-Abstrahlcharakteristiken! Erschwerend kommt hinzu, dass Mikrofone auch Charakteristiken [Kugel / Acht / Niere / Super-Niere / Hyper-Niere] aufweisen, jedoch geht es hier um das Aufnehmen des Schalls. In der Regel sind auch Kondensator-Mikrofone, die wegen ihrem seidig anmutenden Grundklang sehr gern für Frauen-Stimmen eingesetzt werden, empfindlicher als dynamische Tauchspulen-Mikrofone.
Mit der richtigen Wahl der Mikrofone und deren Aufstellung (auch in Bezug auf die genutzten Wedges), kann man gut 40% der frühen Feedbacks bekämpfen.
Kommen wir zum „Schweizer Messer“ der Audiotechnik, dem Equalizer:
Mit dem EQ kann man nicht nur den Klang eines Instrumentes oder der Stimme in einem Mischpultkanal beeinflussen, sondern auch ein Lautsprechersystem begradigen [entzerren] oder auch einpfeifen.
Damit man genug „Reserven“ [Headroom / Gain before Feedback] hat, um dem Künstler noch eine Schippe mehr an Lautstärke auf den Monitor legen zu können, pfeifen erfahrene Tontechniker die Audio- / Monitor-Anlage vor dem Konzert gerne ein.
Hierzu wird in jedem Monitor-Ausspielweg des Mischpultes z.B. ein Terz-Band Equalizer [31-Band] benötigt. Meist steht in unmittelbarer Nähe zum Gesangsmikrofon der entsprechend geforderte Monitor des Künstlers. Das Mikrofon wird nun wie gewöhnlich mit der Stimme satt eingepegelt.
Jetzt mischt man das Mikrofon-Signal vorsichtig auf den betreffenden Monitor. Eine zweite Person, die auf der Bühne steht hält eine hohl geformte Hand vor das Mikrofon. Dies macht aus der Nierencharakteristik eines dynamischen Mikro‘s eine Art Kugelcharakteristik. Das Mikrofon ist so für Feedbacks noch etwas empfänglicher. Man dreht das Monitor-Signal weiter auf, bis man ein leichtes Säuseln oder Fiepen wahrnimmt. Nun nimmt man den Pegel wieder ein klein wenig zurück und merkt sich die Stellung, in der das Poti war, als der Monitor zu Fiepen begann.
Jetzt kommt der bis jetzt „geNULL’te“ Terz-EQ zum Einsatz:
Die folgende Beschreibung führt man mit jedem der 31 Fader einzeln und nacheinander durch!
Man erhöht den Pegel wieder vorsichtig. Sobald es anfängt zu fiepen, sucht man mit dem EQ die Frequenz und dämpft das jeweilige Frequenzband, bis das Signal wieder ruhig ist. Nun erhöht man die Lautstärke des Monitors weiter, bis die nächste Frequenz pfeift und dämpft auch diese. Wenn man diese Prozedur ein paar male durchgeführt hat wird man feststellen, dass der Grundpegel des Monitors sehr viel lauter gestellt werden kann und es trotzdem nicht zu Rückkopplungen kommt.
Selbstverständlich sollte man zu guter Letzt den Sound des Monitors überprüfen, denn wenn man zu viele Frequenzen zieht, klingt der Sound irgendwann pappig und für den Künstler nicht mehr schön rund!
Viel Spaß beim Ausprobieren!
„Wir können die Physik zwar nicht betrügen, aber berücksichtigen!“